Motiv Filmwoche 2011

Filmwoche im Metro Kino

Marie Antoinette

Termine: Mittwoch, 11. Mai 2011, 20.00 Uhr | Freitag, 13. Mai 2011, 22.00 Uhr
USA 2006, 118 min

Regie und Drehbuch: Sofia Coppola
Kamera: Lance Acord
Mit: Kirsten Dunst, Jason Schwartzman, Marianne Faithfull, Judy Davis u.a.

Im Alter von vierzehn Jahren wird die österreichische Erzherzogin Marie Antoinette (Kirsten Dunst) von ihrer Mutter, Maria Theresia (Marianne Faithfull), mit dem französischen Thronfolger Ludwig XVI. (Jason Schwartzman) verheiratet. Mit flotter Musik und ironischer Werbeästhetik porträtiert Sofia Coppola das Hofzeremoniell und überbordenden Luxus am Vorabend der Revolution. Wer mag, kann dies auch als Parabel auf den Konsumismus der Gegenwart verstehen. Marie Antoinettes Leben zwischen Weltmachtpolitik, Intrigen und sexueller Unreife wird zum Gegenstand von Skandalgeschichten, Fantasien und Legenden. Das ist bis heute so: wird ihr doch nachgesagt, dem revoltierenden, hungernden Volk mit dem Satz „wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen“ begegnet zu sein. Bunte Torten jedenfalls sind im Film viele zu sehen und wenig Brot. Am Ende ist der Konsumrausch vorbei: König und Königin fliehen in einer Kutsche unerkannt aus Paris.

„‚Marie Antoinette‘ ist hinreißendes Kino, elegisch und einfühlsam, kraftvoll und schön. Alle Stimmen, die es ein simples Pop-Unternehmen nennen, übersehen, dass dieser Film durch seine Regieentscheidungen gerade das Seil zwischen damals und heute spannt, zwischen Versailles und Los Angeles und zwischen Politik und Kunst.“ Thomas Schlömer, Filmspiegel

 

La Nuit de Varennes

Termine: Donnerstag, 12. Mai 2010, 20.00 Uhr | Samstag, 14. Mai, 22.00 Uhr
Frankreich, Italien 1982, 140 min

Regie: Ettore Scola
Drehbuch: Sergio Amidei, Ettore Scola
Kamera: Armando Nannuzzi
Mit: Jean-Louis Barrault, Marcello Mastroianni, Harvey Keitel, Hanna Schygulla, Jean-Louis Trintignant, Andrea Ferréol, Michel Piccoli u.a.

Mit einem absoluten Staraufgebot und mit viel Ironie verfilmte Ettore Scola 1982 die Geschichte einer wilden Flucht aus dem Paris der französischen Revolution. Ein höchst ungewöhnlicher Roadmovie: In einer Kutsche versuchen der König und die Königin, Louis XVI. (Michel Piccoli) und Marie-Antoinette (Eléonore Hirt), am 20. Juni 1791 davon zu kommen – mit einem rätselhaften Paket im Gepäck. Auch der notorische Verführer Casanova (gespielt von wem sonst als von Marcello Mastroianni), der amerikanische Patriot Thomas Paine (Harvey Keitel) und der Schriftsteller Restif de la Brétonne (Jean-Louis Barrault) versuchen mit der Hofdame Sophie de la Borde (Hannah Schygulla) das Weite zu suchen. In Varennes wird das Königspaar verhaftet. Aber was ist in dem seltsamen Paket?

„Das Gefühl, den Untergang einer Epoche mitzuerleben, konfrontiert die Reisegesellschaft mit ihren Ängsten und politischen Einstellungen. Ettore Scolas ironisches Mosaik hat Witz und Charme.“ Cinema

 

Danton

Termin: Sonntag, 15. Mai 2011, 17.30 Uhr
Deutschland 1930/31, 92 min

Regie: Hans Behrendt
Drehbuch: Heinz Goldberg, Hans-Josef Rehfisch
Kamera: Nicolas Farkas
Mit: Fritz Kortner, Gustav Gründgens, Alexander Granach, Lucie Mannheim u.a.

Großes Schauspielerkino aus der Urzeit des Tonfilms und ein Bekenntnis zur Republik und gegen die Diktatur. Georg Büchners „Danton“ hat Generationen von Filmregisseuren beschäftigt: Die Revolution frisst ihre Kinder und der Konflikt zwischen Dogma und Leben findet im Drama zwischen Danton und Robespierre auf drastische Weise Gestalt. Der König wird hingerichtet, doch dann steht auch Danton vor dem Tribunal...

Als Hans Behrendt den „Danton“ 1930 mit Fritz Kortner als Danton, Gustav Gründgens als Robespierre und Alexander Granach als Marat auf die Leinwand bringt, hat der Film gerade Sprechen gelernt. Und die deutsche Gesellschaft lernte bald das Brüllen. Gründgens machte Karriere im Nationalsozialismus. Kortner, Granach und Behrendt mussten als Juden aus Deutschland fliehen. Kortner und Granach überlebten im Exil. Regisseur Hans Behrendt wurde von Frankreich nach Auschwitz deportiert und ermordet. Sein „Danton“ wird heute als Kostbarkeit der Filmgeschichte im Archiv bewahrt. Nun gibt es die seltene Gelegenheit, ihn zu sehen.

„Keine Piscator-Bühne, kein großes Schauspielhaus kann diesen Massen-Eindruck in seiner Totalstärke geben. Die Kamera reißt da Vergangenheit zu Gegenwart. ... Eine Geräusch- und Schrei-Eroica, aus der sich die Hymne der Revolution reckt.“ Film-Kurier, 23. Januar 1931

„Fritz Kortners Danton ist eine schauspielerische Leistung, wie sie uns der große Künstler lange nicht schenkte.“ Lichtbild-Bühne, 23. Januar 1931